Auf den Spuren des Seedienstes Ostpreußen
Mit LISCO GLORIA von Kiel nach Memel
Im allgemeinen sind Fähren dazu da, Menschen an Stellen, wo ein Gewässer den Weg versperrt, zum anderen Ufer zu bringen. Neben diesem
geographischen Grund kann es für Fährlinien allerdings politische oder wirtschaftliche Voraussetzungen geben, die für die Einrichtung eines Dienstes sprechen. So hat es in den letzten 100 Jahren beispielsweise
immer wieder Verbindungen von Schleswig-Holstein bzw. Mecklenburg-Vorpommern ins Baltikum gegeben, obwohl man diese Strecke eigentlich auch trockenen Fußes bewältigen könnte. Heute verkehrt die Reederei DFDS Lisco
von Deutschland nach Litauen. Mit einem ihrer Schiffe, der LISCO GLORIA, sind wir im März 2008 von Kiel nach Memel (litauisch Klaipéda) gefahren.
Freitagabend, 19 Uhr. Wir erreichen mit dem Auto das Abfertigungsgebäude von DFDS Lisco in Kiel, von wo aus unsere Reise ins Baltikum beginnen soll. Wir
wollen uns das Memelland, welches heute bekanntlich ein Teil von Litauen ist, anschauen und haben uns für eine Anreise mit der Fähre entschieden. Sicher: Der Flug nach Polangen wäre deutlich schneller gewesen,
und mit dem Bus hätten wir in Polen die landschaftlich reizvolle masurische Seenplatte durchquert. Andererseits haben wir hier aber 21 Stunden Zeit, den Alltag abzuschütteln und frische Seeluft zu genießen, ohne in
enge Sitzreihen gezwängt zu werden.
Der „Check-In“ geht schnell. Wir erhalten aus einem Holzschränkchen, das immer von Bord mitgebracht wird, unsere Schlüssel für eine
4-Bett-Außenkabine, die wir mit Aufpreis zu zweit belegen dürfen. Dann gibt es gegen Gebühr einen Parkschein und wir können das Auto in einem abgesperrten Bereich im Hafen abstellen. Die Mitnahme wollen wir nicht
riskieren, zu oft verschwinden westliche Fahrzeuge noch im Baltikum.
Gegen 20:30 Uhr geht es an Bord. Da das Schiff aber einige Meter weit entfernt liegt, werden die Passagiere mit einem Zubringerbus zum bzw. auf
das Schiff gebracht. Die Gangway ist vor ein paar Wochen abgebaut worden, weil sie nicht mehr sicher war. Eine Nachfolgekonstruktion ist aber schon beantragt…
Der Sprinter fährt daher auf das Autodeck bis zum Eingang zu den Passagierbereichen. Von dort darf man allerdings sein Gepäck noch zwei Stockwerke
hochtragen, wo man in den Gloria-Salon gelangt. Begrüßt wird man hier von einem Las-Vegas-Showmitschnitt von Celine Dion (der in den nächsten
Stunden immer wieder die Augen und Ohren erfreuen soll), und aufmerksamen Stewardessen. Diese helfen bereitwillig, die gebuchte Kabine zu finden, was angesichts der verwinkelten Gänge zunächst nicht
ganz so leicht ist. Und spätestens an dieser Stelle ist dann auch klar, daß die LISCO GLORIA uns zwar gerne mitnimmt, das Hauptinteresse aber anderer Ladung gilt: LKWs und Trailern.
Nachdem wir unsere Kabine gefunden haben (sie liegt immerhin auf Deck 8, also deutlich oberhalb der Wasserlinie), können wir dann auch in Ruhe
beobachten, wie sich die Fahrzeugdecks der LISCO GLORIA füllen. 2400 Lademeter bietet das Schiff, die bei unserer Fahrt gen Osten recht gut gefüllt sind. Der Abstand zwischen den Sattelzügen
ist so gering wie möglich gehalten.
Bis unser Schiff endlich gegen 22 Uhr auslaufen wird, genießen wir auf dem Sonnendeck einen lauen Frühlingsabend mit Blick auf den teilweise
idyllisch wirkenden Kieler Hafen. Der „Passagierauslauf an der frischen Luft“ erscheint für ein Frachtfährschiff doch überraschend groß. Natürlich haben wir kein Promenadendeck rund um
das Schiff erwartet und die leise Hoffnung, daß man zumindest in die Nähe der Brücke gelangen könnte, erfüllt sich auch nicht. Dafür können sich die gut 300 Passagiere aber in einem großzügigen Bereich über
die gesamte Schiffsbreite bewegen. Fest installiert sind hier Holztische und Bänke, und in unregelmäßigen Abständen kommt eine Stewardess und besetzt die „Bar“, die bei allen
Lisco-Schiffen „Saulés“ heißt.
Es ist schon fast dunkel, als sich die LISCO GLORIA von ihrem Liegeplatz löst und sich auf die Reise in ihren Heimathafen Memel bzw. Klaipéda
macht. Während wir noch rätseln, ob wir das Marineehrenmal in Laboe noch erkennen werden, kommt uns ein hell erleuchtetes Geisterschiff entgegen. Mit erhobenen Haupt, aber ohne
Passagiere kehrt die kurz zuvor bei Riga auf Grund gelaufene MONA LISA (ex OCEANIC II – 2008, ex MONA LISA – 2007, ex VICTORIA – 2002, ex SEA PRINCESS – 1995, ex KUNGSHOLM - 1979, GT
26677, Bj. 1966) wieder nach Kiel zurück. Danach wird es ruhig und nach der geglückten Identifikation von Laboe begeben wir uns in das Schiffsinnere.
Viel zu entdecken gibt es hier allerdings nicht. Der Salon, durch den wir das Schiff betraten, bietet
immerhin eine Bar. Das Mini-Podest, auf dem immerhin eine Zweimann-Band für Stimmung sorgen könnte, wird wohl auch seltener benutzt. Die wenigen Menschen, die sich hierher verirrt haben,
müssen sich mit einer Live-Übertragung eines Basketball-Spiels (in Litauen weitaus populärer als Fußball) begnügen. Der Bordshop, der eigentlich von 22 bis 23 Uhr geöffnet haben sollte, ist
verschlossen. Aha! An Bord gilt also litauische Zeit, und die Litauer sind uns eine
Stunde voraus. Gut, daß wir das jetzt schon feststellen und am nächsten Morgen nicht zu spät zum Frühstück erscheinen. Das wird nebenan im
Restaurant serviert zu einer Zeit, die Morgenmuffel versöhnlich stimmt: 9:00 Uhr bis 10:30 Uhr. Als letzten öffentlichen Raum gibt es dann noch die Raucherbar „Laguna“, in der man laut Reedereiprospekt
„Leibgetränke süffeln und eine Zigarette ausrauchen“ darf. Sie ist allerdings menschenleer. Das war das Bordangebot auch schon. Mehr hatten wir bei einer Frachtfähre aber auch nicht erwartet und angesichts
der Uhrzeit begeben wir uns nun in die Kabine.
Die 2001 in Polen erbaute LISCO GLORIA bietet ihren Reisenden allgemein übliche Standardkabinen. Zwei Klappbetten ermöglichen
die Belegung unserer Außenkabine mit bis zu vier Personen. Auch das Bad entspricht gewohnten Standards: Nicht groß, aber für die Überfahrt völlig ausreichend. Nach welchem Prinzip allerdings der
Toilettenknopf funktionierte (oder eben nicht) blieb uns (auch auf der Rückfahrt in einer anderen Kabine) schleierhaft. Da die LISCO GLORIA mit einer ordentlichen Geschwindigkeit von über 20
Knoten durch die Ostsee stampft, knarzt und ächtzt es in der Nacht nicht zu knapp. Außerdem sollte man den Lautsprecher in der Kabine leise stellen, denn Durchsagen auf Litauisch und Russisch sind
mehr die Regel denn die Ausnahme…
Das Frühstück (5,50 €) besteht aus einem Buffet, das natürlich nicht mit dem DFDS-Seaways-Standard, aber doch mit dem eines Mittelklasse-Hotels mithalten kann. Hier gibt es nichts weiter zu meckern. Im
kleinen Restaurant, in dem allerlei Abbildungen historischer Segler zu finden sind, die Lisco wohl noch aus den Anfangstagen der Fähre übernommen hat, kommt es dann zum ersten
Kontakt mit den Mitreisenden. Da ist der Geschäftsmann, der sich ein bißchen Entspannung gönnen will, ebenso vertreten, wie der Memelländer, der seine Heimat 1944 verlassen
mußte, und sie jetzt wiedersehen will. Eine in Deutschland wohnende Litauerin ist mit ihren kleinen Kindern unterwegs in die Heimat, weil sie den Kleinen und dem Geldbeutel wohl den Flug
ersparen will. Die vielen Brummi-Fahrer dagegen trifft man hier nur selten an. Sie haben an anderer Stelle im Schiff einen Aufenthaltsraum, wo man ihnen ihre Speisen serviert. Ansonsten verbringen
sie ihre Zeit im Windschatten des Kabinenaufbaus. Man scheint sich untereinander gut zu kennen und findet immer noch ein Thema, über das man sprechen kann.
Für die Speditionen scheint es sich jedenfalls zu lohnen, ihre Fahrer mit den Wagen auf das Schiff
zu beordern. Der Weg durch Polen, teilweise auch Rußland würde wohl mehr Zeit in Anspruch nehmen. Außerdem können die Fahrer hier an Bord ihre Ruhezeit verbringen. Das macht den
Erfolg der Verbindung Kiel-Memel im 21. Jahrhundert aus: Hier wird niemand im klassischen Sinne übergesetzt. Das Schiff ist vielmehr ein Sammelfrachter, der parallel zum Land verkehrt
und so nicht nur Straßen und Schienen entlastet, sondern auch eine Ersparnis von Zeit und Benzin bringt.
Diese Vorteile wurden schon zu Zeiten des Warschauer Pakts erkannt. 1986 wurde zunächst
die Strecke Mukran (Saßnitz) – Memel als reine Frachtlinie eröffnet. Mit drei sowjetischen und drei deutschen Schiffen sollte bis zum Jahr 1990 eine Direktverbindung zwischen der UdSSR und der DDR
geschaffen werden, mit der per Eisenbahnwaggons jährlich 5,3 Millionen Tonnen umgeschlagen werden sollten. Die sowjetischen Fähren wurden damals bereits von der Litauischen Staatsrederei (Lisco)
bereedert. Diese strukturierte ihre Dienste nach dem Ende der Sowjetherrschaft neu. 1994 wurden erstmals Personen von und nach Mukran befördert. Bereits am 6. Oktober 1993 hatte Lisco ein Schiff
von der Mukran-Route abgezogen, um einen Fracht- und Passagierfährdienst nach Kiel zu eröffnen. Schon ein Jahr später wurde ein weiteres Schiff auf den „Klaipéda-Kiel-Express“ beordert
und in den Folgejahren waren bis zu vier Schiffe auf der Route unterwegs. Lisco kooperierte dabei allerdings mit anderen Reedereien wie Scandlines.
Im Juni 2001 wurde die bis dahin staatliche Reederei Lisco privatisiert. Das Unternehmen war jetzt eine Tochtergesellschaft der dänischen
Reederei „Det Forenede Dampskibs-Selskab (DFDS)“. Im Jahr 2003 wurden schließlich die vier älteren Fähren durch zwei größere und schnellere
Fahrzeuge ersetzt: Scandlines brachte die SVEALAND (ex Alyssa – 2001, GT 25206, Baujahr 1999) ein, Lisco unter dem Namen „LISCO Baltic Service“ die LISCO GLORIA.
Nachdem sich Scandlines Ende 2005 aus dem Gemeinschaftsdienst zurückgezogen hatte, kaufte DFDS
Lisco im Mai 2006 die zwischenzeitlich an die TT-Line vercharterte SVEALAND, benannte sie in LISCO OPTIMA um und setzte sie wieder auf der Route nach Litauen ein. Die Reederei war nun also der
Betreiber beider Schiffe. Seitdem prangt an den Fähren das Malteser-Kreuz von DFDS und an der Bordwand steht auch der Reedereiname „DFDS LISCO“. So ganz mag sich die Reederei aber wohl
von ihrem alten Gewand nicht trennen. In den Fahrplänen und auch an Bord der LISCO GLORIA ist das charakteristische Lisco-L noch überall zu finden.
Ebenso entdeckt man auf der LISCO GLORIA noch Spuren ihres ersten Einsatzgebietes. Bevor das 2002 fertiggestellte Schiff auf die Kiel-Memel-
Route kam, hatte es als DANA GLORIA für den Mutterkonzern DFDS zehn Monate die Route Esbjerg-Harwich bedient. Und so sieht man nicht nur in der Kabine noch dänische Beschriftungen,
sondern kann auch an der Reling auf dänisch und englisch lesen, daß man seine Kinder vielleicht doch nicht über die Reling heben sollte.
Nach einem nicht ganz so gemütlichem Vormittag an Oberdeck (die festinstallierten Bänke stehen leider
nicht im Windschatten), freut man sich bald wieder auf das nächste Essen. Es gibt Deftiges am Buffet: Fleisch und Fisch, Reis, Pommes, Kartoffeln, etwas Gemüse und Salat. Litauische Hausmannskost, von
der man für 13 € auch satt wird. Ob man mal ein Photo machen dürfte? Der Kassierer möchte das nicht so gerne: Da wäre doch schon alles weggefuttert. Ich sollte doch nächstes Mal als erster kommen, dann
sähe es noch schön aus.
Gegen Abend kommt endlich Memel in Sicht. Während die LISCO PATRIA uns Backbord auf ihrer Ausfahrt nach Karlshamn passiert, können
wir an Steuerbord die Kurische Nehrung entdecken und laufen in der Abendsonne in das Kurische Haff ein. Der Fähranleger liegt im Süden der Stadt, so daß wir von Norden kommend an
sämtlichen Hafenanlagen entlangfahren. Schließlich passieren wir auch die Mündung des Dange-Flusses. Auf dieser Höhe liegt die Altstadt, von hier startet eine Personenfähre nach
Sandkrug auf der Kurischen Nehrung und an der Stelle, an der einst die Werft Lindenau (heute in Kiel beheimatet) ihre Schiffe baute, steht noch immer in dunklem schwarz die alte Helling.
Schließlich ist es geschafft. Die LISCO GLORIA liegt an der Pier vertäut gleich neben den in den 1980er Jahren für die Eisenbahnfähren gebauten zweistöckigen Anlegern, die heute noch in Betrieb sind. Nun
werden wir allerdings auch gebeten, uns zügig zum Ausgang zu begeben und die Schlüssel an der (ansonsten nicht benutzten) Rezeption zu hinterlassen. Bis der Shuttle-Bus, der uns auch in
Memel vom Schiff abholt, allerdings kommt, dauert es noch eine ganze Weile. Und so ist es leider dunkel, als wir unser Taxi zum Hotel nehmen und im Hafen die alte Sylt-Fähre VIKINGLAND entdecken.
Nun gut, man kann nicht alles haben.
Als wir nach einer erlebnisreichen Woche im Memelland wieder am Fährterminal stehen, bemerken wir, daß es doch noch einen kleinen
Unterschied zwischen den EU-Ländern gibt. Der für 23 Uhr in Aussicht gestellte Zubringerbus an Bord kommt erst einmal nicht. Als er schließlich eintrifft,
gibt es vorher noch eine ganz genaue Paßkontrolle. Im Midi-Bus, dessen Inneneinrichtung eindeutig verrät, daß er aus Schweden importiert wurde, herrscht bald großes Chaos, weil keiner so recht weiß, wo
er seine Koffer unterbringen soll. Dazu gibt es einen markdurchdringenden Warnton, an dem sich das Personal die ganze Viertelstunde, die wir vor dem Abfertigungsgebäude warten müssen, nicht stört.
Die Abfahrt um 1:00 Uhr nachts verdeutlicht noch einmal den Hauptadressaten dieser Fährverbindung: der gummibereiften Fracht. Wenn
das Schiff 21 Stunden später in Kiel anlegen haben wird, wird dort nach dem Entladen das Sonntagsfahrverbot vorbei sein und die hoffentlich erholten Kraftfahrer werdenwieder auf das
Gaspedal treten können. Kurz nach 1 Uhr verlassen wir die alte Ordensstadt, nachdem das Frachtdeck dieses Mal bis auf den letzten Platz vollgestellt ist. Vorbei an den hell erleuchteten Hafenanlagen geht
es nun zurück in die Ostsee gen Kiel.
Diesen Weg haben vor 80 Jahren kleinere Passagierfähren, die einzelne Autos mitnehmen konnten, auch genommen. Damals lebten im
litauisch regierten Memel noch viele Deutsche, die mit dem sogenannten „Seedienst Ostpreußen“ aus den vom Deutschen Reich nach dem Versailler Vertrag abgetrennten Gebieten nach Deutschland fahren
konnten. Die Motivation zu diesem Dienst war politisch. Ursprünglich sollte zwischen Swinemünde, dem Freistaat Danzig und Pillau (als Hafen vor Königsberg) eine Verbindung hergestellt werden, da die Reise
durch das dazwischenliegende Polen nicht immer konfliktfrei verlief. Später war der Dienst im Westen nach Kiel und im Nordosten nach Memel und weiter nach Finnland ausgedehnt worden. Wirtschaftlich war
der Betrieb allerdings kein Erfolg.
Jedenfalls werden sich die Reisenden an Oberdeck bei ähnlichem Wetter schon damals so gut erholt
haben wie wir auf unserer Rückreise. Die bietet nämlich ein bißchen mehr Unterhaltung als die Hinfahrt. Zunächst begegnen wir der LISCO OPTIMA. Dann begleitet uns einige Zeit die FINNMILL von Finnlines,
die schließlich Kurs auf Lübeck nimmt. Unser Weg kreuzt den der MECKLENBURG-VORPOMMERN von Scandlines und der NILS HOLGERSSON von TT-Line. In Höhe von Gedser können wir uns davon
überzeugen, daß man bei Scandlines um Punkt sechs abzulegen pflegt. Leider ist der Abstand zu den Fähren der Vogelfluglinie zu groß für den Photoapparat. Dafür hat die Besatzung dieses Mal
freundlicherweise Plastikstühle herausgerückt, die man sich in den Windschatten stellen kann. Auf diese Weise kann man es auf dem Sonnendeck recht lange aushalten. Für musikalische Unterhaltung ist auch
gesorgt: Alle paar Minuten heult wieder die Sirene eines Lastwagens auf dem freien Autodeck.
Beim Einlaufen in die Kieler Förde begegnen wir dann noch der STENA GERMANICA auf dem Weg
nach Göteborg und der neuen Transfennica-Fähre PULPCA. Pünktlich um 21:00 Uhr liegt die LISCO GLORIA wieder in Kiel am Anleger. Da das Schiff bis auf den letzten Platz gefüllt war und nicht alle
LKW-Fahrer so gut rückwärts wie vorwärts fahren können, müssen die Passagiere noch ein wenig auf ihren Zubringer-Bus warten. Da man sich aber mangels weiterer Informationen nicht sicher ist, ob
man den Bus nicht noch verpaßt, geht man schon einmal auf das Autodeck. Die Luft ist dort natürlich… Es dauert noch eine halbe Stunde, bis wir endlich wieder festen Boden unter den Füßen haben.
Und damit endet unsere Reise mit einer Frachtfähre mit Passagierkabinen. Wer seine Fährreise unter dem Motto „Der Weg ist das Ziel!“
bucht, der wird an Bord der LISCO GLORIA sicherlich nicht auf seine Kosten kommen. Wer aber den entspannten Einstieg in seinen Urlaub im
Baltikum sucht, lieber ein Buch liest als Spielautomaten zu nutzen, lieber seinen iPod bemüht als
B-Klasse-Musikern zuzuhören, statt Drei-Sterne-Essen auch an Hausmannskost seine Freude hat und die See auch ohne überdimensionale Panoramafenster genießen kann, der wird diese Seereise auf den
Spuren des „Seedienstes Ostpreußen“ sicher in guter Erinnerung behalten.
Technische Daten der LISCO GLORIA:
Länge: 187 m Breite: 25 m Leistung: 18900 kW Geschwindigkeit: 22 kn Tonnage: 20140 BRZ Passagiere: 308 Spurmeter: 2400
Bauwerft: Stocznia Szczecinska im A. Warskiego, Stettin. Baujahr: 2001/02.
Kurzbiographie: 01/2001: Stapellauf als GOLFO DIE CORALLI für den Lloyd Sardegna, der nach
Konkurs der Bauwerft das Schiff nicht abnimmt. – 17/07/2002: Ankauf durch DFDS, neuer Name DANA GLORIA, ab 10/08/2002 im Dienst Esbjerg-Harwich. – 05/05/2003: An DFDS Lisco (Lisco Baltic Service
) verkauft. – 21/06/2003: Einsatz auf der Linie Kiel-Memel.
Veröffentlicht in FERRIES 3/2008.
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