(19) Silvia Hett - Aktiv in zwei Vereinen

„Sie werden gehaßt, sie werden geliebt, sie werden gefeuert oder auch gefeiert. Doch für richtig große Schlagzeilen sorgen die Trainer unserer Abteilung nur selten, wenn sie nicht gerade eine Bundesliga- mannschaft trainieren. Das soll sich nun mit dieser kleinen Serie ein wenig ändern.“ So begann im März 1998 der erste Artikel im Grambker Turner über unsere Übungsleiter. Mittlerweile sind wir zur Folge 19 vorgestoßen, die nun auch über die Grenzen Grambkes hinaus gelesen werden kann [ab dieser Turner-Ausgabe wurde die Vereinszeitung mit der SGO-Zeitschrift herausgegeben]. 

Die Trainerin, die wir heute vorstellen, paßt an dieser Stelle auch sehr gut: Sie spielt Volleyball bei der SGO. Also wird unsere weibliche E-Jugend weder von einer Grambkerin noch von einer Handballerin betreut? Weit gefehlt! Silvia Hett war eine der ersten jugendlichen Handballerinnen, die überhaupt in Grambke dem runden Leder hinterhergejagt sind. An diese Zeit denkt sie noch heute gerne zurück, vor allem an die zahlreichen Turnierfahrten nach Berlin, Lübeck, Hamburg und sogar Frankreich.

Und nach Berlin wäre sie gerne noch einmal mit ihrer Schule gefahren. Beim Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ schien die Teilnahme schon sicher. Silvia stand – wie auch im Verein – im Tor und die Mannschaft des SZ Pestalozzi-Straße war auf einem guten Weg, als sich die Grambkerin bei einer Ballabwehr jedoch zum zweiten Mal das Kahnbein in der Hand brach. Das bedeutete kurzfristig das Ausscheiden aus dem Spiel und damit auch aus dem Wettbewerb, langfristig das Ende des Handballsports.

Doch einfach zu Hause zu bleiben und nichts zu tun, das hätte Silvia schon damals nicht gefallen. So ließ sie sich von einer Freundin überreden, bei der SGO beim Volleyball einzusteigen – und da ist sie auch geblieben. Noch heute spielt sie in der Mixed-Truppe in der Kreisliga C und trainiert mit den Damen.

Wie kommt es nun, daß Silvia doch wieder beim Handball gelandet ist? Das liegt vor allem an ihrer jüngeren Tochter. Aber der Reihe nach: Schon 1985 hatte sie auf einer Abschlußfahrt ihrer Schule ihren späteren Mann Andreas kennengelernt, der übrigens eingefleischter Fußballer ist und noch heute beim BSV als Betreuer fungiert. 1991 heirateten die beiden und wenig später kamen die beiden Töchter Cynthia und Wiebke dazu. Wiebke fand schließlich den Weg zu den Grambker Handball-Minis von Anke Kowalzik. Und da sich Anke und Silvia noch aus gemeinsamen Handballer-Zeiten kannten und Ankes Ehemann Olaf damals auch schon einmal ihr Trainer war, dauerte es nicht lange, bis Silvia als Betreuerin einstieg.

Bald wechselte sie als Betreuerin in die weibliche E-Jugend zu Karen Hasse, und als Karen nach Oyten zog, wurde sie ihre Nachfolgerin im Traineramt. Dort ist sie bis heute geblieben. Ihre Töchter trainiert sie mittlerweile nicht mehr. Warum sie dennoch weitermacht und mittlerweile auch die C-Lizenz vorweisen kann? „Es macht mir einfach viel Spaß mit den Kindern dieser Altersstufe.“ Manch einer wäre damit bereits völlig ausgelastet und wüßte gar nicht, wie er Familie, Sport und Beruf unter einen Hut bringen soll.

„Wir sind gerne unterwegs und im Verein tätig. Ich habe einen Job mit flexiblen Arbeitszeiten und arbeite lieber 10 Stunden am Tag und gehe danach zum Sport als zu Hause zu sein und dort die Hausarbeit machen zu müssen!“ erzählt die seit 11 Jahren bei DHL-Freight (ehemals DANZAS) arbeitende Speditionskauffrau. Wen wundert es da, daß Silvia nicht lange zögerte, als die damalige Kassenwartin der Handballabteilung, Conny Veigt, dringend eine Nachfolgerin suchte. Zunächst noch kommissarisch, später auf der Abteilungsversammlung auch ordentlich gewählt leitet Silvia seitdem die finanziellen Geschicke der Handballabteilung. Ob die Familie die Mutter nicht gerne öfter zu Hause hätte? Silvia lacht: „Die Familie findet das okay, denn wenn ich nicht ausgelastet bin, werde ich ungenießbar.“

Man kann allerdings nicht behaupten, daß das Haus der Familie Hett nicht zum Verweilen einladen würde. Seit gut 10 Jahren wohnt Silvia mit ihrem Mann und ihren Töchtern in der Nachtweide in einem Haus mit großem Garten. Dort macht sie es sich vor allem dann gemütlich, wenn ihr wieder einmal ein Buch in die Finger kommt: „Ich lese alles, auch einen Konsalik, wenn er gut ist.“ Momentan ist jedoch Joy Fieldung dran. Außerdem spielt die Familie Hett auch gern. Silvias Favorit ist der „Rummy-Cup“, aber auch die schon legendären „Siedler von Catan“ oder das „Spiel des Lebens“. Wenn ganz viel Zeit zur Verfügung steht, wird auch einmal ein Bild gestickt.

Abwechslung ist ebenso beim Urlaub angesagt. „Ich möchte nicht immer das gleiche machen, ich will neues kennenlernen!“ So geht es in diesem Jahr nicht wieder nach Dänemark oder Griechenland, sondern nach Sassbach/Walden im Schwarzwald. Regelmäßige Reisen gibt es nur nach Holland, pardon – in die Niederlande. Dort ist Silvia nämlich geboren. In Ijsselmuiden bei Zwolle hatte der Vater, der als Binnenschiffer unterwegs war seine Frau gefunden und geheiratet. Und einmal pro Jahr wird die Verwandtschaft vor Ort besucht.

Mit drei Jahren zog die Familie jedenfalls zunächst nach Bremerhaven, bis die Eltern wenig später eine Gaststätte in Burg übernahmen. Nach zehn Jahren ging es weiter nach Osterholz-Tenever. Das gefiel unserer E-Jugend-Trainerin allerdings gar nicht. „Ich wollte wieder nach Grambke zurück.“ Getreu ihrem Motto „Wenn mir etwas nicht gefällt, dann muß ich das eben ändern!“ drängelte sie so lange, bis die Koffer erneut gepackt und sie wieder Richtung Bremen-Nord zurückkommen durfte. Dort fühlt sie sich trotz aller Belastungen rund um Arbeit, Sport und Familie auch heute noch sehr wohl, und das wird sich hoffentlich so schnell auch nicht ändern.

rcs

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